Das Rokoko – entweder als eigene Stilrichtung oder als letzte Phase des Barock – erstreckt sich zeitlich etwa auf die Zeit von 1730 -1770. Der Name rührt von einem typischen muschelförmigen Ornament, der Rocaille, her. In seiner amsymetrischen, lebendigen Form kommt die spielerische Leichtigkeit des Rokoko zum Ausdruck, das die strenge Symmetrie des Barock überwindet. Rokoko ist vor allem eine Form der Dekoration mit oft überbordenden Verzierung von eleganter Schönheit und Anmut. In Bayern sind die Residenz in Würzburg und die Wieskirche herausragende Beispiele. Aber auch Alltagsgegenstände wie Möbel oder das Porzellan (Meißen) werden aufwändig dekoriert und dienen einer verfeinerten Wohn- und Esskultur. Die Vorliebe für das Exotische verhalf chinesischem und japanischem Dekor (Chinoiserie) zu großer Popularität, wie man in den Schlössern der Markgräfin Wilhelmine – dem Alten Schloss in der Eremitage und dem Neuen Schloss in Bayreuth – sehen kann. Das „Bayreuther Rokoko“ mit dem Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus als Höhepunkt gilt als eigenständige regionale Sonderform.
In diese besonders intensive Bauphase im Fürstentum Bayreuth fiel auch der (Aus-) Bau etlicher Kirchen. Besonders die Hofstuckateure J. F. Andreioli und G. B. Pedrozzi, die an den Bayreuther Schlössern tätig waren, schufen auch in Markgrafenkirchen ihre Kunstwerke: Andreioli in Aufsess, Bayreuth-Stiftskirche, Benk und Trebgast, Pedrozzi in Bayreuth in der Schlosskirche und Spitalkirche sowie in Neudrossenfeld. Holzschnitzer übernahmen die Rocaille-Ornamente in ihre Werke. So zog die festliche Heiterkeit und Sinnlichkeit auch in die Kirchen ein – im Dienste der Verkündigung zur Verherrlichung des Dreieinigen Gottes, zur Freude für das Auge und als Vorgeschmack aufs himmlische Paradies.
(Blumendekor an der Stuckdecke
der Dreifaltigkeitskirche Neudrossenfeld
von G. B. Pedrozzi)