Muschel

Die Muschel ist im Barock eines der häufigsten Ornamente. Mit ihrer symmetrischen Gestalt entspricht sie der barocken Vorliebe für die Symmetrie (obwohl der Name „Barock“ von einer unregelmäßigen Perle herstammt). In der Renaissance wurde die Muschel als antikes Symbol der Göttin Aphrodite bzw. Venus wieder entdeckt (und in der katholischen Tradition auf Maria übertragen).

In den Kirchen stellt sie weit mehr dar als eine Verzierung. Denn die Muschel ist seit alters ein Symbol für Jesus Christus. Ihre harte, tote und undurchdringliche Schale erinnert an das Grab Jesu, das durch einen Stein verschlossen war. Öffnet sich die Muschel, wird das Leben sichtbar, das in ihr steckt. Das Grab geht auf, Jesus steht auf zu neuem Leben. In einem Gleichnis verglich Jesus das Reich Gottes mit einer kostbaren Perle, die zu erwerben der Händler alle anderen verkauft.

Bei ihren Wallfahrten trugen die Pilger oft eine Muschel als Abzeichen. Sie folgten Jesus Christus auf ihrem Weg. So wurde die Muschel zum Zeichen der Jakobspilger, zur Jakobsmuschel. Heute bildet sie das Logo der Jakobswege.

Von der Muschel stammt auch die Bezeichnung „Rokoko“ – zumindest teilweise. Die „Rocaille“, deutsch „Muschelwerk“, ist das typische Ornament der Epoche. Allerdings besteht sie nicht mehr aus gleichmäßigen symetrischen Formen, sondern aus unregelmäßigen, zum Teil scharfkantigen, die mit den runden Bögen kombiniert werden.

Bild: Muschel im Deckenstuck, St. Lukas Kunreuth