Jesaja gehört zu den „großen Propheten“ des Alten Testaments. Das Jesajabuch umfasst 65 Kapitel und beinhaltet auch Texte späterer Propheten („Deuterojesaja“, Kapitel 40-55, und „Tritojesaja“, Kapitel 56-65). Jesaja lebte und wirkte etwa in der Zeit zwischen 740 und 700 v. Chr.
In christlichen Kirchen, besonders evangelischen Barockkirchen, ist häufig seine Berufung zum Propheten dargestellt (Jesaja, Kapitel 6). Zwei Elemente sind dabei bedeutsam:
Jesaja hat eine Vision. Er sieht Gott selbst auf einem Thron sitzen, „sein Saum füllte den Tempel“. Umgeben ist Gott von den „Serafim“, Himmelswesen mit sechs Flügeln. Diese rufen einander zu: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll“ (Jesaja 6,5). Diese Ehrerbietung wurde Teil der christlichen Abendmahlsliturgie („Sanctus“). Der heilige Gott selbst ist gegenwärtig, seine Gegenwart erfüllt die Kirche. Engelsköpfe mit Flügeln verkörpern in der Umgebung des Altartisches die Serafim.
Zum anderen wird eine Verbindung zur Predigt hergestellt: Jesaja wird sich im Angesichts Gottes seiner Sündhaftigkeit bewusst: „Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk unreiner Lippen.“ Ein Engel berüht die Lippen Jesajas mit glühender Kohle und reinigt sie. Jetzt kann Jesaja als Bote Gottes wirken und den Menschen Gottes Wort verkünden. Diese bildliche Vorstellung von der reinigenden Kraft der Glut zielt darauf, dass der Mund des Predigers oder der Predigerin instand gesetzt wird, dass Gott selbst durch ihn sprechen kann. Dies soll im Gottesdienst, besonders in der Predigt geschehen.
Bild oben: Engel mit Schriftband und lateinischer Version des „Heilig, heilig, heilig …“, Ebersdorf bei Ludwigsstadt, St. Maria Magdalena
Bild unten: Die Lippen des Jesaja werden mit glühender Kohle gereinigt; Detail aus dem Dekengemälde der Spitalkirche Bayreuth – in der Nähe zur Kanzel