Die geflügelten Himmelswesen gibt es in vielen Religionen und Kulturen. Sie überbrücken den unendlichen Abstand zwischen dem Himmel, der Welt der Götter, und der Erde. Sie überbringen Nachrichten an die Menschen und beschützen diese. Sie sind göttlichen Wesens und haben meist Menschengestalt. Auch die griechische Siegesgöttin Nike wird mit Flügeln dargestellt. Als Genien, wie sie oft auf antiken Särgen zu sehen sind, verkörpern sie etwas vom Charakter ihres Schützlings. Heute finden sich Engel in der Kirche und in der persönlichen Frömmigkeit genauso wie in der Esoterik, in Kunst, Konsum und Kitsch.
Verschiedene Arten von Engeln
Schutzengel spielen in der Religiosität vieler Menschen eine große Rolle. Der Vers aus Psalm 91: „denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen“, zählt zu den beliebtesten Taufsprüchen. In den Markgrafenkirchen wie in der Bibel kommen sie selten vor. Die vielen Kinderengel („Putten“), wie sie sich im Barock überall finden, stehen hier im Dienst der Verkündigung. Auf Bildern, Kanzeln und Altären halten sie die Leidenswerkzeuge Christi hoch. Wie die Jünglings- oder Frauengestalten sind sie Boten Gottes, die den Menschen Nachricht von ihm bringen. Manchmal tun sie es stumm, wenn sie als Allegorien die Botschaft verkörpern. Oder mit ihren schönen Beinen zeigen:
Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten“ (Jesaja 52, 7).
Als Himmelswesen bringen sie den Himmel auf die Erde. Wie ein himmlischer Hofstaat umgeben sie Gott in seiner Herrlichkeit (Strahlenkranz). Sie preisen ihn mit ihrem Gloria und rühmen seine Heiligkeit mit dem Sanctus. Gott trägt im Alten Testament den Beinamen „Herr der Heerscharen“ (Jahwe Zebaoth), weil ein Heer von Engeln – also eine unzählige Menge – ihn umgibt. Die vielen Engel in den Kirchen (die meisten wohl in Creußen) zeigen an: der Himmel ist hier im Gottesdienst. Die Engelsköpfe am Altar fordern die Gemeinde auf, in das „Heilig, heilig, heilig“ einzustimmen. Taufengel verbinden beides: sie bringen als Boten das Taufwasser, die himmlische Gabe, und verkörpern Gottes Gegenwart.
Bilder: Engel mit Leidenswerkzeugen an der Decke der Dreieinigkeitskirche in Neustadt am Kulm; Engelskopf am Altar der Pfarrkirche Trogen