Vortragekreuze finden sich in fast allen Kirchen. Früher wurden sie nur bei Bestattungen eingesetzt, heute werden sie auch einem Festzug zum Einzug in die Kirche vorangetragen. Immer erinnern sie daran, dass christlicher Glaube darin besteht, Jesus Christus nachzufolgen.
Im Barock sind die Vortragekreuze oft besonders reich und bunt verziert. Den Mittelpunkt bildet in der Regel die Figur des Gekreuzigten. An seinen Tod erinnert sich die Gemeinde beim Gang zum Grab. Es ist zugleich die Erinnerung an alle, dass der Mensch sterben mus („memento mori“). An manchen Vortragekreuzen wie dem in Unterrodach ist das ausgesprochen: „Heute ist`s an mir, morgen an dir.“ Je prächtiger die Kreuze ausgeschmückt sind, desto stärker tritt der Gekreuzigte in den Hintergrund. Das Vortragekreuz verkündet so die Hoffnung auf die Auferstehung und auf ewiges Leben. Die Blume oder die Sonne ist zu sehen, wo sich die Kreuzesbalken schneiden. Grüne pflanzliche Elemente, goldene Ornamente verwandeln das Kreuz in ein Schmuckstück. Zwischen den Balken bricht der Strahlenkranz hervor wie die Ostersonne – manchmal in aller Fülle (z.B. Plech), manchmal zurückhaltend. An den Balkenenden sitzen Engel und signalisieren die Gegenwart Gottes: Er geht mit auf diesem irdischen Weg, der zum Himmel führen soll.
Entsprechend der Standesunterschiede, die im Barock gerade bei Beerdigungen deutlich wurden, gab es in einer Kirche oft mehrere Vortragekreuze (in Weidenberg sind drei erhalten), wobei die prächtigeren den verstorbenen Männern vorbehalten blieben, die schlichteren den Frauen und Kindern. In Creußen dagegen wurde das reich verzierte Kreuz gestiftet, „den Armen vorzutragen“.
Bild: Vortragekreuz in St. Aegidius, Melkendorf; das Kreuz besteht ganz aus Wolken, Zeichen des Himmels