Die Chorturmkirche besteht aus einem Kirchturm und dem daran angebauten Langhaus. Im Untergeschoss des meist massiven und nach Osten ausgerichteten Turms befindet sich der Chorraum.
Die Chorturmkirche stellt den vorherrschenden Kirchentyp dar, besonders in ländlichen Regionen. Die Bauweise verband mehrfachen Nutzen: Der Chorraum, der das „Allerheiligste“ der Kirchen darstellte und die wertvollen Altäre, Vasa sacra und geweihten Hostien beherbergte, war durch die dicken Mauern geschützt. In den Turmgeschossen darüber konnten sich die Dorfbewohner bei Angriffen zurückziehen und Wertsachen unterbringen. Der im Vergleich zum Langhaus kleinere Grundriss des Turmes bietet der Gemeinde wenig Platz. Wenn der Turm als Verbindung zwischen Erde und Himmel verstanden wird, hat der Raum im Erdgeschoss eine besondere Aura. Die Abtrennung des Chorraums, den nur Geistliche betreten durften, vom Langhaus als Raum der „Laien“ entsprach der vorreformatorischen Theologie.
Bei evangelischen Barockkirchen wurde die Saalkirche bevorzugt. Manche Chorturmkirchen wurden in Saalkirchen umgewandelt. Doch blieben die meisten in ihrer ursprünglichen Gestalt erhalten, besonders kleinere Kirchen. Für größere Umbauten fehlten meist die Mittel. Bei Sanierungen oder Neubauten wurde die alte Bausubstanz in der Regel soweit wie möglich wiederverwendet. Das war meist der massiver gebaute Turm.
Bild: Kirche St. Susannae Plech; Turm 1430-1436., Langhaus 1779-1782 neu erbaut.