Der Chorraum (oder kurz Chor) ist der Bereich, der in sehr vielen Kirchen vom übrigen Kirchenraum (meist „Langhaus„) unterschieden ist. Meist befindet sich der Chor im Osten, wo die Sonne aufgeht. Hier steht der Altar (bzw. der Hauptaltar). In katholischen Kirchen mit dem „Tabernakel“, wo die geweihten Hostien aufbewahrt werden (manchmal in einer eigenen „Sakramentsnische“ oder einem „Sakramentshäuschen“).
Der Chorraum hat seinen Namen vom „Chor“ (altgriechisch: Tanzplatz, Reigen, tanzende Schar – später: Gruppe von Musizierenden). Im Althochdeutschen bezeichnet „Chor“ den gemeinsamen Gesang der Geistlichen in der Kirche. Nur Geweihte oder Mitglieder eines Ordens durften den Chorraum betreten. Er stellte gleichsam das Allerheiligste der Kirche dar. Zur Gemeinde der „Laien“ hin trennten ihn oft Chorschranken („Lettner“) ab.
Architektonisch wurde der Chorraum oft im Untergeschoss des Turmes untergebracht. So entstand der im ländlichen Raum vorherrschende Typ der Chorturmkirche. Der meist schmälere („eingezogene“) Chorraum öffnet sich im Chorbogen zum Langhaus.
Viele Markgrafenkirchen wurden als Saalkirchen erbaut oder in solche umgewandelt. Dabei wurde der Kanzelaltar vor den Chorbogen gestellt und dieser verkleidet oder vermauert (Bayreuth-St.Johannis, Eckersdorf, Emtmannsberg, Harsdorf, Kulmbach-Mangersreuth, Plech u.ö.). Der Chorraum verlor seine Funktion. Das entpricht dem evangelischen Verständnis von Kirche als einer Gemeinschaft ohne trennende Unterschiede. Auch wo der Chorraum beibehalten wurde (meist aus räumlichen Gründen), ist er für alle zugänglich – z.B. beim Abendmahl oder bei Taufen, wenn der Taufstein seinen Platz in der Nähe von Kanzel und Altar hat.
Heute werden ehemalige Chorräume hinter dem Kanzelaltar als Meditationsraum (Bayreuth-St. Johannis, Eckersdorf) oder als Sakristei (Emtmannsberg) genützt. Gotische Wandmalereien, die in der Barockzeit übertüncht wurden, sind meist wieder freigelegt.
Bild: Gewölbe mit Deckenmalerei im ehemaligen Chorraum der Pfarrkirche St. Johannis, Bayreuth
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